Eine von der "Semnos-Akademie für kreative Leibtherapie Berlin" lizensierte modulare Fachfortbildung.
Essstörungen und leiborientierte Körperbildarbeit
Der Inhalt:
Essstörungen sind eine tiefgreifende Störung der Identität eines Menschen. Das Bewusstsein, die Sicherheit für das Eigene, das Unverwechselbare gehen verloren, das Gefühl für das Selbst und die Selbstachtung – die Ge-Wichtigkeit – gerät aus dem Gleichgewicht, verliert ihr Maß. Dies ist ein komplexer Prozess des Erlebens, der Gefühle wie Scham und Ekel ebenso umfasst wie das Körpererleben. Nicht nur die Pfunde „verschwinden“ (Anorexie) oder schieben sich wie ein Schutzschild zwischen Innenwelt und Umwelt (Adipositas) oder spiegeln das verzweifelte Ringen um „Normalität“ wider (Bulimie) – gleichzeitig „verschwinden“ in jedem Fall auch die sozialen Beziehungen und die Lebensfreude, kapseln sich ein und werden von großer Anstrengung überlagert. Jede Essstörung ist auch ein Prozess zunehmender Dissoziation, der Abspaltung von Erleben.
Für wen:
Die Seminare sind ein Qualifizierungsangebot für Therapeut*innen und andere Fachkräfte, die mit essgestörten Menschen in spezialisierten Einrichtungen arbeiten, als auch an Therapeut*innen, die ihr Know-how für ihre Arbeit mit diesen Patient*innen und Klient*innen ergänzen und vertiefen wollen.
Umfang, Qualität und Art des Einsatzes des Gelernten sind abhängig von den rechtlichen und fachlichen Möglichkeiten, die sich aus Ihren Grundqualifikationen ergeben.
Für alle Teilnehmenden gilt, dass eine Bereitschaft am „eigenen Leib“ zu lernen erwartet wird.
Methoden:
Gelehrt wird durch Demonstrationen, erlebnisöffnende Einheiten mit Selbsterfahrungsanteilen, praktischen Übungen und theoretischen Lektionen. Alle Teilnehmenden erhalten schriftliche Begleitunterlagen.
Bestandteil der Fachfortbildung ist das Durcharbeiten von Skripten und Fachliteratur zur theoretischen Vertiefung.
Die Seminare:
1. Über Maßlosigkeit und Kontrolle, Ekel und Kampfschauplätze
Wie erleben essgestörte Menschen sich und ihre Welt? Welche Phasen hat die Erkrankung? Was ist das medizinische, was das leiborientierte Verständnis von Essstörungen?
Welche Rolle spielt der Ekel und das, was dahintersteckt? Wie tobt der Krieg zwischen Maßlosigkeit und
Kontrolle? Welchen Sinn macht er für die Betroffenen?
Bei der Beantwortung dieser Fragen wird auf Modelle der Kreativen Leibtherapie wie das Verraumen und die konstitutiven Leibbewegungen zurückgegriffen. Den Phasen der Erkrankung entsprechend
werden kreative Zugangsmöglichkeiten über das Wort hinaus demonstriert und geübt.
2. Leiborientierte Körperbildarbeit
Jede Essstörung ist eine Störung des Körpererlebens und damit des leiblichen Körperbilds. Die Körperbildarbeit
ist ein Königsweg zur Überwindung von Essstörungen und auch anderen Erkrankungen.
Der Unterschied zwischen Körper-Sein und Körper-Haben wird erarbeitet und der Zusammenhang zwischen Bewertungen und Körpererleben thematisiert.
Die systematische und die fokussierende Körperbildarbeit wird exemplarisch am eigenen Leib ausprobiert und vermittelt. (Selbsterfahrung). Sie arbeitet nicht mit von außen gesetzten Maßstäben, sondern würdigt und fördert das individuelle, eigensinnige Körpererleben jedes Menschen.
Darüber hinaus werden Einheiten zur Stärkung der Körperwahrnehmung und des Körpererlebens erfahren und geübt, die in Gruppenarbeiten eingesetzt werden können.
3. Vom Verschwinden zur Ge-Wichtigkeit
Unser Modell der Bedeutungsräume macht den Prozess einer Essstörung verstehbar, bietet gute diagnostische
Möglichkeiten und eröffnet einen Fundus therapeutischer Möglichkeiten und anderer Interventionen.
In diesem Seminar werden Wege der Unterstützung für die Erkrankten vom „Verschwinden bis hin zur Ge-Wichtigkeit“ aufgezeigt.
Im Vordergrund steht dabei neben Erfahrungen des Schutzes des Intimen und persönlichen Raums, die Arbeit am „unzerstörbaren Kern“.
4. Verhungern am Leben
Alle Menschen brauchen neben körperlicher auch geistige, emotionale und soziale Nahrung. In diesem Seminar werden Wege vorgestellt, gemeinsam mit Menschen mit Essstörungen herauszufinden, worin ihr individueller Hunger besteht, wie er gestillt werden kann. Dabei gilt es, Antennen für „zuviel“ und „zuwenig“ zu entwickeln, für ein „sattes Maß“. Wer seine Identität zu verlieren droht, braucht wohlwollende Spiegel anderer Menschen. Wer droht, verloren zu gehen, braucht andere Menschen als klare Gegenüber, respektierend fordernd und Halt gebend. Das Tridentitätskonzept des Nährens, Spiegelns und Gegenübers bietet eine Fülle von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, die in diesem Seminar vorgestellt und für die kreative Therapie mit essgestörten Menschen nutzbar gemacht werden sollen.
5. Das ungelebte Leben, das leben will
In jeder Essstörung kann sich ungelebtes Leben verbergen.
Wenn ungelebtes Leben, wenn gebremste Lebendigkeit leben möchte, aber nicht darf, kann sich das in Leiden zeigen. Wie solchen Zusammenhängen nachgespürt werden kann,
wird in diesem Seminar erarbeitet. Es ist wichtig, den biografischen Entstehungsbedingungen ungelebten Lebens genauer auf die Spur zu kommen, um in der Gegenwart Wege zu finden, wie ungelebtes
Leben wieder lebendig werden kann.
6. Das Drama der Leere
Fast alle Menschen, die an Essstörungen erkrankt sind haben Leere-Erfahrungen durchlitten. Ob im Zusammenhang
mit traumatischen Erfahrungen oder ohne solche – mit Grundbedürfnissen des Herzens ins Leere zu gehen, hat nachhaltige Folgen: Misstrauen, Rückzug, das Gefühl der Wirkungslosigkeit. Das Gefühl
nicht wirksam zu sein, wird oft durch den Kampf gegen den eigenen Körper kompensiert.
In diesem Seminar werden Wege vermittelt, wie Leere-Erfahrungen und ihre Folgen nachgespürt werden kann und die Wege zur Wirksamkeit beschritten werden können.
Abschluss und Organisation:
Die Fachfortbildung besteht aus sechs Modulen bzw. Wochenendseminaren.
Sie können einzeln oder in beliebiger Reihenfolge belegt werden. Allerdings wird dringend empfohlen mit dem Modul „Maßlosigkeit und Kontrolle, Ekel und Kampfschauplätze“ zu beginnen.
Die erfolgreiche Teilnahme an jedem Seminar wird bescheinigt.
Sie haben die Möglichkeit ein Zertifikat der „Semnos Akademie Berlin“ über das Absolvieren der modularen Fachfortbildung zu erhalten, wenn sie die Teilnahmebescheinigungen der Seminare
„Über Maßlosigkeit und Kontrolle…“, der „Leiborientierte Körperbildarbeit“ und zwei weitere Seminare aus diesen Modulen nachweisen können.
25.04.-27.04.2025 Über Maßlosigkeit und Kontrolle, Ekel und Kampfschauplätze
27.06.-29.06.2025 Vom Verschwinden zur Gewichtigkeit
30.10.-02.11.2025 Leiborientierte Körperbildarbeit
Für 2026 sind die Module „Verhungern am Leben“, „Das ungelebte Leben, das leben will“ und „Das Drama der Leere“ in Planung und werden in Kürze bekannt gegeben.
Arbeitszeiten, Kosten und Veranstaltungsort:
Die Wochenendseminare beginnen in der Regel freitags um 18 Uhr und enden sonntags um 13.30 Uhr. Die Kosten betragen 290 €.
Beim 4-tägige Modul „leiborientierte Körperbildarbeit“ gelten abweichende Arbeitszeiten, nämlich von donnerstags 9 Uhr bis sonntags 17 Uhr.
Die Kosten betragen 410 €
Die max. Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen beschränkt.
Veranstaltungsort:
Forum K17
Klauprechtstr. 17
76137 Karlsruhe
Anmeldung und Fragen:
Über das Kontaktformular oder telefonisch